Buchbesprechung: Dünger – Kraft für Boden und Pflanzen

Buchbesprechung: Dünger – Kraft für Boden und Pflanzen

30. August 2019 0 Von Redaktion

Bis ich das Buch Dünger – Kraft für Boden und Pflanzen aus dem Kosmos Verlag in der Hand hielt, hätte ich nicht gedacht, dass es möglich ist das Thema irgendwie sexy zu präsentieren. Genau das ist den Autoren Tina RåmansEwa-Marie Rundquist und Justine Lagache aber hervorragend gelungen. 

Dabei war es sicher hilfreich, dass mit Ewa-Marie Rundquist eine der renommiertesten Fotografinnen für Mode und Lifestyle in Schweden für die Fotos verantwortlich war. Und die Gartengestalterin Tina Råman sich nicht nur bestens mit der Materie auskennt, sondern auch noch sehr amüsant darüber schreiben kann. Ich war jedenfalls sofort begeistert.

Düngen im Biogarten

Düngen ist im Biogarten ein heikles Thema. Ganz ohne düngen geht es nicht. Durch den Anbau von Obst und Gemüse werden dem Boden Nährstoffe entzogen.  Die müssen da irgendwie wieder rein, wenn man auch im nächsten Jahr eine Ernte einfahren will. Anorganische bzw. mineralische Düngemittel (auch bekannt als Kunstdünger) sind im Biogarten allerdings tabu. Erlaubt sind ausschließlich organische Dünger. Die bestehen aus pflanzlichen (Jauchen, Brühen, Aschen) oder aus tierischen (Fäkalien, Knochen, Horn) Materialien. Ist jetzt erstmal nicht so appetitlich, aber wie bereits gesagt fotografisch sehr schön umgesetzt.

Das Allerwichtigste ist, dass wir dem Boden die Nährstoffe wiedergeben, die wir ihm durch das Bebauen genommen haben. Und dass wir dies auf möglichst kluge Weise tun.

Um klug zu düngen ist es ganz hilfreich sich erst einmal ein paar Grundkenntnisse zur Biologie und zum Aufbau eines Bodens anzueignen. Hört sich jetzt sehr trocken und fast nach Strafarbeit – ist es aber nicht. Was Tina Råman dazu zu sagen hat liest sich leicht und mit einem Lächeln im Gesicht.

Jeder Mensch verbraucht circa 1000 Gramm Sauerstoff täglich. Selbstverständlich brauchen wir auch jede Menge andere Dinge. Aber mit Sauerstoff versorgen uns die Pflanzen durch Fotosynthese. Ein überwältigender Gedanke. Gerade für uns, die wir im Biologieunterricht an etwas anderes gedacht haben.

So macht Wissenszuwachs Spaß. Dazwischen immer wieder die großartigen Fotos von Ewa-Marie Rundquist. Zum Thema ph-Wert und Kalk setzt sie perlmuttschimmernde Muscheln in Szene. So hübsch wie der Kompost im Buch sieht meiner allerdings nie aus.

Kompost ist genauso wichtig für den Garten wie der Herd für die Küche. Das Beste am Kompost ist, dass er sich im Grunde selbst überlassen werden kann. Wie eine blubbernde würzige Bouillon beim Reduzieren.

Neue umweltfreundliche Methoden

Die Autoren erfinden die Welt der Düngemittel nicht neu. Viele vorgestellte Methoden sind lange bekannt und gut erprobt. Der Mist von Tieren wird schon seit Urzeiten zum Düngen verwendet. Über den Nutzen und die Herstellung von Terra Preta habe ich bislang aber noch nicht soviel gelesen und noch gar nichts über die Verwendung von Goldwasser alias Urin und Stuhl als natürliche Düngemittel. Das mag den einen oder anderen abschrecken. Warum eigentlich?

Ich finde das höchst interessant. Es ist doch Wahnsinn, dass wir Unmengen von Energie aufwenden um Fäkalien aus unserem Abwasser zu filtern und diese dann entsorgt werden obwohl sie genau die Nährstoffe enthalten, die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Statt dessen wird für die chemische Gewinnung ebendieser Stoffe noch mehr Energie verbraucht und Raubbau an der Natur betrieben. Das Argument ist wie so oft Geld. Es ist günstiger Stickstoff auf chemischem Weg zu gewinnen als den im Urin enthaltenen Stickstoff zu verwerten.

Was für die industrielle Gewinnung gilt, spielt im Schrebergarten allerdings keine Rolle. Dort ist der Einsatz von Goldwasser und dem Inhalt der Komposttoilette kostenneutral. Und nachdem ihr die entsprechenden Kapitel gelesen habt, wisst Ihr auch genau wie es geht.

Praxistipps zum Nachmachen

Im letzten Kapitel geht es um die speziellen Nährstoffbedürfnisse verschiedener Pflanzen. Sehr übersichtlich und verständlich und mit vielen Tipps für den eignen Garten versehen. Ein Rezept zum Mischen einer eigenen Supererde, eine Erklärung wie sich verschiedene Dünger auf den Geschmack von Gemüse auswirken und selbst gemachte Energiedrinks für Schnittblumen.

Mein Fazit

Ein interessantes, informatives und dabei niemals langweiliges Buch über ein sperriges Thema. Für den Garten-Neuling genauso empfehlenswert wie für alte Hasen. Insgesamt eine runde Sache und wie gesagt auch sehr schön anzusehen.

Bibliografische Angaben

Titel: Dünger – Kraft für Boden und Pflanzen

Autoren: Tina Råmans, Ewa-Marie Rundquist, Justine Lagache

Verlag: Kosmos Verlag

ISBN: 978-3440154311

Preis: 39,90 €